Cybersecurity in Industry 4.0: Warum die Fertigungsindustrie ein Viertel aller Cyberangriffe ausmacht

Fast 25 Prozent aller Cyberangriffe in verschiedenen Branchen ereignen sich in der Fertigungsindustrie. Seit einigen Jahren zählt die Fertigungsindustrie weltweit zu den am häufigsten ins Visier genommenen Sektoren von Cyberkriminellen. Im Jahr 2023 beliefen sich die weltweiten durchschnittlichen Kosten für einen Datenverstoß in der Fertigungsindustrie auf 4,73 Millionen US-Dollar. Unternehmen der Industrie 4.0 in der Fertigung streben danach, bestehende Systeme zu bewahren und gleichzeitig von innovativen Technologien zu profitieren, was sie vermehrt Cyber-Risiken aussetzt.

Einen tieferen Einblick in die Gründe zu bekommen, warum Industrie 4.0 so anfällig für Cyberangriffe ist, kann IT-Führungskräften in Fertigungsunternehmen die notwendigen Erkenntnisse liefern, um ihre Informationssicherheit zu stärken. Wir haben diese Thematik mit einem Experten für Informationssicherheit und Produkt-Content-Owner bei DataGuard, Emrick Etheridge, diskutiert.

In diesem Artikel:

 

5 Gründe, warum die Industrie 4.0 so anfällig für Cyberbedrohungen ist

Wann hat jemand in Ihrem Unternehmen das letzte Mal einen Drucker benutzt? Sie haben den Ruf, unzuverlässig zu sein, aber das ist nicht das einzige Problem - Drucker stellen eine echte Bedrohung für die Cybersicherheit dar. Cybernews hat als Experiment 28.000 Drucker gehackt, um zu zeigen, wie anfällig sie sein können. Drucker sind eine alte Technologie. Und wenn alte und neue Systeme verschmelzen, entstehen Lücken, die eine Organisation anfällig für Hackerangriffe und Datenschutzverletzungen machen. Das bringt uns zum Wesen der Industrie 4.0 und warum sie so anfällig für Cyberangriffe ist.

1. Altsysteme: Die Achillesferse der Industrie 4.0

Alte Systeme in Fertigungsumgebungen weisen oft mangelnde Sicherheitsmaßnahmen auf, was sie zu bevorzugten Zielen für Angriffe macht. Unternehmen der Industrie 4.0 haben große Lagerhallen und Produktionsflächen voll mit Maschinen und Equipment. Von CNC-Maschinen bis zu betagten Pressen bilden diese Relikte der Vergangenheit das Rückgrat der Fertigungsprozesse, sind aber auch voller Schwachstellen.

Für Cyberkriminelle bieten diese in die Jahre gekommenen Maschinen eine ideale Gelegenheit. Durch Ausnutzung ihrer Schwächen können sie einen Hintereingang zu den betrieblichen Abläufen Ihres Unternehmens finden.

Der menschliche Faktor bringt eine zusätzliche Schicht an Sicherheitskomplexität mit sich. Angreifer können beispielsweise durch Phishing-Taktiken Informationen über veraltete Maschinen sammeln. Ein vermeintlich normaler Besuch in einem Produktionsbetrieb kann sich zu einer hinterlistigen Mission entwickeln.

Mit einem Smartphone und einem geschulten Blick kann ein potenzieller Angreifer Informationen über veraltete Maschinen sammeln und so den Grundstein für zukünftige Cyberangriffe legen.

2. Mehr Menschen – höheres Risiko für menschliche Fehler

Menschliche Fehler sind nach wie vor eine Hauptursache für Sicherheitsverstöße, unabhängig davon, wie fortschrittlich ein Unternehmen ist. Mitarbeiter können unbeabsichtigt Sicherheitsprotokolle übersehen oder Opfer von Social-Engineering-Taktiken werden.

Ob durch das Klicken auf einen zweifelhaften Link oder das Vergessen des Aktualisierens wichtiger Software – Menschen bleiben das schwächste Glied in der Kette der Cybersicherheit.

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3. Unternehmen der Industrie 4.0 haben eine große Angriffsfläche

Unternehmen der Industrie 4.0 sind oft Schwergewichte in ihren jeweiligen Branchen, mit umfangreichen Betriebsstrukturen und einer ausgedehnten digitalen Präsenz. Diese schiere Größe bedeutet gleichzeitig eine größere Angriffsfläche - den Bereich, der für Cyberangriffe anfällig ist.

Im Unterschied zu kleineren Unternehmen mit begrenzter Online-Präsenz und simplerer Infrastruktur betreiben Hersteller der Industrie 4.0 Millionen von miteinander vernetzten Systemen und Diensten, was sie für Hacker besonders attraktiv macht.

Von den frühen Tagen der Technologie und dem Aufkommen des Internets stammend, haben sich Unternehmen der Industrie 4.0 als weltweite Vorreiter positioniert und Fortschritte in verschiedenen Sektoren vorangetrieben. Mit dem Wachstum dieser Unternehmen steigen jedoch auch die Herausforderungen im Bereich der Cybersicherheit.

Cybersicherheit mag in der Vergangenheit bei dem Streben nach Marktdominanz in den Hintergrund gerückt sein, aber das sich entwickelnde Bedrohungsumfeld erfordert nun eine veränderte Perspektive.

4. Millionen von IoT-Geräten in jeder erdenklichen Form

Innerhalb von Industrie 4.0 ist das Internet of Things (IoT) sowohl ein Treiber für Innovation als auch ein Einfallstor für Cyber-Schwachstellen. Viele IoT-Geräte verwenden veraltete Software. Diese Doppelrolle – die Verschmelzung von Altsystemen und IoT-Technologien – stellt für Unternehmen der Industrie 4.0 eine besondere Herausforderung dar. Jedes Gerät könnte potenziell als Eintrittspunkt für Cyberkriminelle dienen, sei es ein intelligenter Sensor, der Produktionslinien überwacht, oder eine vernetzte Maschine, die komplexe Abläufe orchestriert.

Und um die Sache noch komplizierter zu machen, sind manchmal sogar die IoT-Geräte selbst veraltet (ich schaue dich an, Drucker). Wenn also veraltete Systeme mit veralteten IoT-Geräten kombiniert werden, hat man das Schlechteste aus beiden Welten. Viele Unternehmen ziehen es vor, solche Geräte nicht in ihren Bereich der Cybersicherheit einzubeziehen und lassen sie ungeschützt.

Zudem reicht die Vernetzung der IoT-Geräte über die Grenzen einzelner Unternehmen hinaus und verwebt sich mit den Logistikabläufen der Lieferkette und den Dynamiken des breiteren Ökosystems. Ein Sicherheitsvorfall in einem Bereich kann sich auf das gesamte Netzwerk auswirken.

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5. Schwachstellen in den Lieferketten

Die Vernetzung innerhalb von Industrie 4.0 geht über die internen Abläufe hinaus und erstreckt sich über ein umfangreiches Netzwerk von Lieferanten und Anbietern. Jeder Knotenpunkt in dieser Lieferkette birgt das Potenzial für Cyberkriminelle. Unterschiedliche Grade der Cybersicherheitsreife bei den Lieferanten schaffen Schwachstellen, die von Hackern ausgenutzt werden können.

Gründliche Due Diligence und regelmäßige Bewertungen sind entscheidend, um diese Risiken zu minimieren und die Sicherheit des gesamten Ökosystems der Lieferkette zu gewährleisten. Die Herausforderung besteht darin sicherzustellen, dass die Sorgfaltspflicht über reine Bürokratie hinausgeht.

Einmalige Fragebögen für Lieferanten, die dazu dienen, die Cybersicherheitsbereitschaft eines Unternehmens zu bewerten, berücksichtigen nicht die sich ständig verändernde Natur von Cyberbedrohungen. Denken Sie an das Szenario, in dem ein Lieferant bedeutende Veränderungen durchläuft, wie Fusionen oder Expansionen.

Trotz bestandener rechtlicher Prüfungen könnte sich die Cybersicherheitslage geändert haben und das Unternehmen gegenüber unvorhergesehenen Bedrohungen anfällig machen. Daher sollten Sorgfaltsprüfungen und allgemeine Bemühungen im Bereich Informationssicherheit regelmäßig erfolgen.

 

 

Was sind die häufigsten Cyberangriffe in der Industrie 4.0?

Einige der gängigen Cyberangriffe in Unternehmen der Industrie 4.0 umfassen:

  • Ransomware-Bedrohungen, die darauf abzielen, den Betrieb zu stören und Lösegeld zu erpressen.
  • Social Engineering, wie beispielsweise Phishing, nutzt menschliche Fehler aus, um unbefugten Zugang zu erlangen.
  • Angriffe auf die Lieferkette infiltrieren vernetzte Netzwerke über Drittanbieter.
  • Distributed Denial of Service (DDoS)-Angriffe stören Produktionsprozesse, indem sie die Netzwerkinfrastruktur überlasten.
  • Insider-Bedrohungen bergen Risiken für Daten-Diebstahl oder Sabotage von innerhalb der Organisation.

 

Warum sind Unternehmen in der Industrie 4.0 so langsam darin, ihre Cybersicherheit zu verbessern?

Warum sind Unternehmen in der Fertigungsindustrie trotz bekannter Sicherheitslücken nicht aufmerksamer beim Schutz ihrer Informationen? Warum erfolgt nicht sofort die Aktualisierung ihrer älteren Systeme? Manchmal liegt es an begrenzten finanziellen Mitteln. In anderen Fällen existiert zwar ein Budget, jedoch wird das Geld als sinnvoller an anderer Stelle betrachtet, da Informationssicherheit nicht als profitabel erachtet wird.

Einige Unternehmen mögen sich möglicherweise für immun gegenüber jeglichen Cyberbedrohungen halten. Sie setzen auf scheinbar unverwundbare Systeme, die jahrelang ohne Probleme funktioniert haben. Möglicherweise denken sie: "Bisher wurden wir noch nicht gehackt. Wir machen etwas richtig." Viele Unternehmen realisieren nicht, dass ein Cyberangriff nicht wie von einem Bus angefahren kommt; häufig handelt es sich eher um eine langsame "Krankheit", bei der Hacker möglicherweise über Jahre hinweg Daten durchsickern lassen, bis sie schließlich Lösegeld fordern.

 

 

Wie können sich Unternehmen der Industrie 4.0 vor Cyberbedrohungen schützen?

Das Wichtigste, was Sie tun können, ist sich klarzumachen, dass kein Unternehmen vor Cyberangriffen gefeit ist. Es ist zu beachten, dass große Organisationen möglicherweise auf Diskretion setzen, wenn sie Sicherheitsvorfälle angehen, um öffentliche Aufmerksamkeit und rechtliche Konsequenzen zu begrenzen. Daher bleibt oft verborgen, in welchem Ausmaß diese Unternehmen tatsächlich Cyberbedrohungen ausgesetzt sind.

Mit der Unternehmenserweiterung steigt auch die Wahrscheinlichkeit, zum Ziel zu werden. Daher sollte die Investition in Informationssicherheit nicht nur eine Priorität, sondern eine fortlaufende Anstrengung sein. Der Einsatz einer umfassenden Informations-Sicherheitsplattform kann hierbei ein guter Anfang sein.

Weisen Sie das Budget, die Zeit und die Ressourcen zu, die benötigt werden, um den wachsenden Anforderungen der Cybersicherheit gerecht zu werden. Schon ein kurzzeitiger Nachlass in der Wachsamkeit könnte Hackern die Gelegenheit bieten, Schwachstellen auszunutzen und die Sicherheit zu gefährden. Und vielleicht ist es an der Zeit, einen frischen Blick auf diese Drucker zu werfen?

Melden Sie sich bei uns, wenn Sie Unterstützung in der Verbesserung der Informationssicherheit in Ihrem Unternehmen benötigen. Wir können über Drucker und mehr sprechen.

 

Über den Autor

Emrick Etheridge Emrick Etheridge
Emrick Etheridge

Emrick Etheridge is an associate Information Security Consultant and a certified ISO 27001 Lead Auditor. Prior to DataGuard, Emrick studied Computer Science at Anglia Ruskin University (Cambridge) before entering a world of Digital Forensics and Information Security for a Cambridge based company. In these roles, he consulted merchants who required either a digital forensic investigation or re-certification. Emrick was also a certified Cyber Essentials assessor at the heart of the pandemic which proved to be an interesting time in industry. In his current role, he helps SMEs create an Information Security Management System (ISMS) to strengthen their security posture as well as consulting them on their path to obtaining ISO 27001 certification.

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